Erkrankungen der Gallenblase
Zu den häufigen Erkrankungen der Gallenblase gehört das Gallensteinleiden. Neben dem Vorhandensein von Gallensteinen, welche sich in der Gallenblase befinden (Cholecystolithiasis), können Gallensteine auch im Gallengang (Choledocholithiasis) auftreten.
Weitere Erkrankungen sind die Entzündung der Gallenblase (Cholecystitis), die Gallengangsentzündung (Cholangitis), gutartige und bösartige Tumore, Infektionen und Fehlbildungen.
Anatomie der Oberbauchorgane
Die Gallenflüssigkeit wird in der Leber gebildet (circa 800ml pro Tag) und dient der Fettverdauung. Sie wird über den Lebergang (Ductus hepaticus) abgegeben und gelangt über den Gallenblasengang (Ductus cysticus) in die Gallenblase, wo sie gespeichert und eingedickt wird.
Die Gallenblase kontrahiert bei der Verdauung und gibt die Gallenflüssigkeit ab. Sie gelangt dann über den Hauptgallengang (Ductus choledochus) in den Zwölffingerdarm (Duodenum). In den meisten Fällen mündet der Gallengang über eine gemeinsame letzte Wegstrecke zusammen mit dem Gang der Bauchspeicheldrüse (Ductus pancreaticus) nach Passage eines Schließmuskels (Papilla duodeni major) in den Zwölffingerdarm.
Wurde die Gallenblase bei einer Operation entfernt, wird die Galle direkt über den Gallengang in den Darm abgegeben. Die tägliche Gallenproduktion der Leber ist ausreichend, das ein Mensch ohne Gallenblase keinen Unterschied bemerkt.
Gallenblasensteine
Die Häufigkeit von Gallenblasensteinen in Europa ist hoch und beträgt bei Erwachsenen etwa 15–20 % (Lammert et al 2007; ZGastroenterol 45 (9): 971–1001).
Bei rund 80% dieser Patienten machen die Gallensteine keine Beschwerden und werden zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung aus anderen Gründen entdeckt. Bis auf wenige Ausnahmen (siehe unten) wird in diesen Fällen keine Operation empfohlen.
Eine epidemiologische Untersuchung über 25 Jahre ergab eine Komplikationsentwicklung von 1% pro Jahr bei asymptomatischen Gallenblasensteinen (Friedman et.al. 1989; JClinEpidemiol 42:127–136) so das bei diesen Patienten in den medizinischen Leitlinien keine prophylaktische Entfernung der Gallenblase empfohlen wird. Im Langzeitverlauf bedeutet das allerdings ein individuelles Risiko für Symptome oder Komplikationen von 30 bis 40%.
Bei uns dominieren bei den Gallenblasensteinen die Cholesteringallensteine deutlich gegenüber den schwarzen Bilirubinpigmentsteinen (Schafmayer et al 2006; BmcGastroenterol6:36)
Frauen sind vom Gallensteinleiden häufiger
betroffen als Männer und epidemiologische
Studien haben weitere
Risikofaktoren der Cholelithiasis identifiziert
[12]. Dies sind Adipositas, rapider
Gewichtsverlust und das „weight
cycling“, der rasche Gewichtsverlust gefolgt
von erneuter Gewichtszunahme.
Ferner erhöhen ein Diabetes mellitus
Typ 2, niedrige High-density-Lipoprotein(
HDL)-Cholesterin-Werte und erhöhte
Triglyzeridwerte unabhängig vom
Body-Mass-Index das Gallensteinrisiko.
Weiterhin besteht eine Assoziation des
Gallensteinleidens mit einer cholesterin-,
kohlenhydrat- und proteinreichen
Ernährung. Fischöl, ein moderater Alkoholkonsum,
eine ballaststoffreiche
Ernährung sowie der Konsum von koffeinhaltigemKaffee
verminderthingegen
das Risiko, Gallensteine zu entwickeln
Eine Sonderform der Cholesteringallensteinentstehung
ist das LPAC-Syndrom
(„low phospholipid-associated cholelithiasis“),
bei der es aufgrund von
Varianten des Gens ABCB4 zu einer
verminderten biliären Phospholipidsekretion
kommt [18]
Syndroms hat therapeutische Konsequenzen,
da es zumraschen Ansprechen
auf eine Therapie mit Ursodesoxycholsäure
kommt, das zu einer Symptombesserung
und innerhalb von Wochen zu
einem Verschwinden der Konkremente
Wenn es aufgrund von Gallensteinen zu Koliken kommt, sollte die Gallenblase operativ entfernt werden.
Magenspiegelung
Beschreibung Gallenkolik
Operation erfolgt in der Regel als minimal-invasive Operation in der sogenannten "Schlüssellochtechnik". Eine spezielle Diät nach der Entfernung der Gallenblase ist nicht erforderlich. Indikationen (Grund für die Operation) sind im folgenden aufgeführt:
- Symptomatische Gallensteine
- Porzellangallenblase
- Gallensteine mit einer Größe über 3 cm
- Gallensteine bei gleichzeitigem Vorhandensein von Gallenblasenpolypen
- Gallenblasenpolypen über 1cm Größe
- Gallenblasenentzündung
- im Rahmen anderer großer Bauchoperationen
- bei Komplikationen (zum Beispiel bei Bauchspeicheldrüsenentzündung durch Gallengangssteine verursacht)
Der Allgemeinchirurg Professor Reinhard Bittner aus Stuttgart wies darauf hin, dass es auch bei stummen Gallensteinen Operationsindikationen geben kann: bei Porzellangallenblase (eine verdickte und kalkinkrustierte Gallenblasenwand, gilt als Präkanzerose), bei einer Steingröße von mehr als drei Zentimetern, wenn außer Steinen auch Gallenblasenpolypen von mehr als einem Zentimeter Größe vorliegen (fragliche Präkanzerose) sowie als Simultanoperation bei großen abdominellen Eingriffen. Bedacht werden sollte darüber hinaus, dass Cholezystekomien mit zunehmendem Alter komplikationsträchtiger werden und die Revisionsraten steigen.